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26.04.2013 (re) | Mali-Fest 2013

Interview mit Gudrun Kahl
Projektbeauftragte LAG Mali e.V. | Malihilfe

Gudrun Mahl mit Einheimischen in Mali

Das Mali-Fest ist längst ein Begriff im Hilpoltsteiner Veranstaltungskalender. Dieses Jahr findet es am Freitag, den 10. Mai im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums statt und ist leider immer noch überschattet von den kriegerischen Auseinandersetzungen im Norden des Landes.

Das Team des Kreuzwirtskellers wird ungeachtet der Auseinandersetzungen internationaler Schutztruppen und regionaler, radikaler Rebellengruppen für maximale Spendenbereitschaft werben. Denn allen Besuchern und Spendern des Mali-Festes kann versichert werden, dass der Konflikt in Mali sich nicht auf die Projekte der LAG Mali auswirkt. Die Gelder fließen wie die letzten Jahre auch kontrolliert und zielgerichtet in die Dörfer, die von der Projektbeauftragen Gudrun Kahl betreut werden.

 

Zum aktuellen Stand der Entwicklung vor Ort hier ein kurzes Interview mit der Nürnberger Ethnologin:

Frau Kahl, wann werden Sie wieder nach Mali reisen?

Gudrun Kahl: "Das kann ich noch nicht sagen. Im Moment gibt es eine deutliche Reisewarnung vom Auswärtigen Amt nach Mali zu reisen, die ich ernst nehme. Meistens fliege ich in der Zeit von November bis Februar, das ist in Mali die Trockenzeit, in der man auch in abgelegene Dörfer kommt. Bis dahin werden wir die Entwicklungen weiter beobachten."

Ist irgendein Projekt der LAG Malihilfe, von den Rebellen verursacht, zum Erliegen gekommen?

Gudrun Kahl: "Nein – wir sind ja in der südlichen Region, ca 200 km rund um Bamako, in kleinen Dörfern aktiv und dort blieb es ruhig. Es gab kleine Verzögerungen, auch einen Anstieg der Benzinpreise, aber ansonsten konnten wir die Projekte trotz Putsch und Krieg im Norden planmäßig durchführen. Wir haben seit vielen Jahren zuverlässige Partner und dank Internet ist der Austausch gewährleistet. Sogar die Post hat reibungslos funktioniert."

Wie weit entfernt agieren die angeblich von Al Qaida gesteuerten Kämpfer von den Ihnen anvertrauten Projekten?

Gudrun Kahl: "Die Dschihadisten haben sich mit dem großen Militäreinsatz in die Wüstengebiete und bis ins Ifoghasgebirge zurückgezogen. Allerdings sind sie mobil und haben erst Ende März wieder Anschläge in den Städten Timbuktu und Gao verübt. Wenn ich von Timbuktu ausgehe dann ist die kürzeste Distanz zu unseren Projektdörfern bei Dioila, die am nahsten dran sind, ca 650 km. Das ist die kürzeste Distanz - ich würde sagen, so zwischen 800 und 1000 km."

Sind in diesen Dörfern im letzten Jahr auch Flüchtlinge aus dem Norden eingetroffen?

Gudrun Kahl: "Von unseren Partnern bei Kita weiß ich, dass dort viele Flüchtlinge aus dem Norden angekommen sind. In Yanfolila, ganz im Süden an der Grenze zu Guinea, sind 350 Männer, Frauen und Kinder in Familien augenommen worden. In Dioila, der Stadt, die noch am nächsten zu den umkämpften Gebieten liegt, sind 27 Familien untergekommen. Dort haben wir in 15 Dörfern die Kampagne gegen die Beschneidung fortgesetzt und zum ersten Mal eine Getreidebank unterstützt. Das Erstaunliche ist, dass es in Mali kaum Camps für Flüchtlinge gibt, weil sie meisten von Familien aufgenommen und mitversorgt wurden. Es kommt vor, dass sie dann doppelt so viele „Familienmitglieder“ ernähren müssen. Diese soziale Solidarität der MalierInnen ist beeindruckend, aber sie kommen an ihre Grenzen. Ich gehe davon aus, dass über die verwandtschaftlichen Netzwerke und Kontakte auch in anderen Projektdörfern der LAG Mali Flüchtlinge untergekommen sind."

Bedeutet dies denn nicht, dass der Bedarf an Unterstützung sogar noch gewachsen ist?

Gudrun Kahl: "Genau, nach meiner Einschätzung sind die Menschen auf sich gestellt und können kaum auf Unterstützung der derzeitigen Übergangsregierung hoffen. Sie muss die Lage im Norden stabilisieren und die anstehenden Neuwahlen organisieren. Vor allem im letzten Jahr war die Nahrungsmittelversorgung kritisch, weil die Ernten miserabel ausgefallen sind. Die Vorräte waren knapp und das Wenige musste noch mehr aufgeteilt werden. Ernährungssicherung war deshalb im letzten Jahr Thema Nummer eins unserer Projekte. Bei Kita haben wir z.B. zum ersten Mali Getreidelieferungen als Nothilfeprogramm unterstützt. Dieses Jahr waren die Ernten gut, aber man muss sich im Klaren sein, dass wir mit unserer Hilfe im Süden in solchen „Flüchtlingsdörfern“, indirekt auch die Flüchtlinge aus dem Norden unterstützen. Ansonsten greifen wir ja immer die Vorschläge und den Bedarf aus den Dörfern auf, wobei wir den Schwerpunkt auf die Förderung von Frauen legen. Hier haben wir wieder zwei Anfragen zum Gartenbau, zur Trinkwasserversorgung und auch zum Bau von Latrinen für zwei Schulen und eine Geburtsstation. Das werden unsere neuen Projekte in 2013 sein. Für große humanitäre Projekte fehlen uns dann doch die Mittel."

Letzte Frage zum Mali-Fest: Werden Sie vor Ort am Kreuzwirtskeller sein und gegebenenfalls auch Fragen interessierter Besucher beantworten?

Gudrun Kahl: "Natürlich komme ich, denn es ist ja auch ein Jubiläumsfest! Ich freue mich auf viele Fragen und Kontakte!"

 

 

Das Interview mit Frau Kahl führte Robert Engl vom Arbeitskreis Kreuzwirtskeller.

Spendenkonto Mali-Fest Hilpoltstein

Webseite der LAG Mali e.V.

 


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