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FR. 03.06.2011 - 20.00 Uhr

Hilpoltsteiner Zeitung präsentiert

Mali-Fest

Open Air Benefiz Kultfestival
Mit Martin Zobel, Jenny Washinton und der Soulrise Band

Im Vorfeld des diesjährigen Mali-Festes zugunsten der LAG Mali haben wir Gudrun Kahl (G.K.), Projektbeauftragte der LAG MaliHilfe zur Situation in Mali Fragen gestellt. Lesen Sie im nachfolgenden unser Interview:

Interview mit Gudrun Kahl

Mali Collage

KWK: Frau Kahl, seit über 20 Jahren sammelt der Arbeitskreis Kreuzwirtskeller in Hilpoltstein Gelder für Mali mit tatkräftiger Unterstützung der hiesigen Vereine, Verbände, von Geschäfts- und Privatleuten und natürlich mit dem Publikum des Mali-Festes, das heuer am Freitag, den 3. Juni auf dem Open Air Gelände des Kreuzwirtskellers stattfindet. Im letzten Jahr wurden 2.996,-Euro an die LAG Mali-Hilfe überwiesen. Sie sind dafür verantwortlich, dass dieses Geld sinnvoll eingesetzt wird. Sind Sie denn auch vor Ort, um diese Projekte zu begleiten?

Gudrun Kahl: Ja, ich bin wenn möglich jedes Jahr einmal für zwei bis drei Wochen in Mali. Denn für uns ist es wichtig, direkt zu prüfen, wie die Gelder verwendet werden. Dann fahre ich mit unseren malischen Partnern in jedes Projektdorf, das wir unterstützen. Ich besuche aber auch die Dörfer, die ein Problem haben und um Hilfe bitten. Wichtig ist der direkte Austausch mit den Betroffenen auch vor dem Beginn eines Projektes, damit die Hilfe zur Selbsthilfe erfolgreich ist. (Geplant wird nicht für sondern mit der Bevölkerung<.

KWK: Wir informieren die Hilpoltsteiner Bevölkerung ja regelmäßig über die Brunnenbaumaßnahmen, die Kampagne gegen die Beschneidung der Mädchen und über die Bewirtschaftung von Dorfgärten. Diesmal interessieren wir uns mehr für die Person Gudrun Kahl, die dies alles managt. Wie oft waren Sie denn schon in Mali und wie verständigen Sie sich dort ?

G.K.: Da muss ich nachdenken - insgesamt war ich neun Mal in Mali. Meine erste Reise habe ich in 2001 unternommen, noch bevor ich für die LAG Mali-Hilfe aktiv war. Damals wollte ich nach dem Ethnologie-Studium meine Sprachkenntnisse in "Bamanankan", einer der wichtigsten Landessprachen in Mali, anwenden und natürlich das Land kennen lernen.

Die meiste Zeit spreche ich französisch, die offizielle Amtsprache in Mali, außerdem ein wenig "Bamanankan". Besonders auf dem Land kommt man mit der französischen Sprache allein nicht weit. Sie wird nur von denjenigen beherrscht, die eine entsprechende Schulbildung haben. Und das sind in Mali bei einer Analphabetenrate von ca. 70 % nur wenige. Also wird viel übersetzt, vor allem wenn es schnell gehen muss und komplizierte Zusammenhänge diskutiert werden. Hier helfen mir die malischen Partner viel aus. Aber die Begrüßung und meine Vorstellung mache ich in der Landessprache Bamankan.

KWK: Beschreiben Sie doch kurz das Gefühl wenn Sie in Bamako, der Hauptstadt Malis ankommen. Kribbeln im Bauch?

G.K.: Na ja - die Aufregung hat stark nachgelassen, aber es bleibt immer wieder spannend. Ich komme in der Dunkelheit, meistens gegen 22.00h an, denn die Hauptstadt Bamako wird regulär nachts angeflogen. Inzwischen kenne ich ja das Gedränge am Zoll und das hektische Treiben bei der Gepäckausgabe. Für den Fall dass das Gepäck nicht ankommt, habe ich die wichtigsten Dinge - Malariaprophylaxe, Fotoapparat und Computer immer im Handgepäck. Alles andere lässt sich organisieren. Und doch ist es wie ein Eintauchen in eine andere Welt, z.B. wenn am nächsten Morgen um 5.00h der Muezzin über einen krachenden Lautsprecher zum Gebet ruft... ich brauche immer ein paar Tage bis ich wirklich angekommen bin und mich zu Hause fühle.

KWK: Und, wo sind Sie in Mali "zu Hause", im Hotel oder übernachten Sie auch im Dorf?

G.K.: Mein "festes Standbein" ist Bamako, wo ich bei Juan Dobler, dem Manager von Nomade Voyage, wohnen kann. Die Hauptstadt hat den Vorteil, dass Infrastrukturen wie Internet und Mobilfunknetze vorhanden sind. Außerdem findet man alle wichtigen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit. Von dort fahre ich jeden Tag in ein oder zwei Dörfer.

Wenn ich in weiter entfernten Dörfern, auf dem Land, übernachte, muss immer ein Moskitonetz und ein Schlafsack mit. Dann ist das Netz mein Zuhause: Es hilft nicht nur gegen die Mücken, sondern hält auch größeres Raschelgetier ab.

KWK: Sie sind ja meist alleine dort unterwegs, ist der Aufenthalt in Mali nicht gefährlich für Sie?

G.K.: Nein, da gehe ich auch kein Risiko ein. Ich fahre ja nicht nach Timbuktu oder in den Norden. Für diese Gebiete hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung herausgegeben, nachdem dort Entführungen von Europäern nicht auszuschließen sind. Unsere Projektdörfer liegen eher im Süden, im Umkreis von 200 km um Bamako. Außerdem bin ich meistens in Begleitung von unseren malischen Partnern. Sie organisieren ein Fahrzeug, holen mich in meiner Unterkunft ab und fahren mich - meistens mit Gastgeschenken beladen wieder zurück. Da brauche ich keine Angst zu haben.

Grundsätzlich ist Mali eines der Länder, in denen man auch als Frau bedenkenlos allein reisen kann. Das klingt jetzt nach Klischee aber ich erlebe es wirklich so: die MalierInnen sind gastfreundlich, hilfsbereit und weltoffen. Als Frau wird man nicht bedrängt.

KWK: Wie ist es dann mit den hygienischen Verhältnissen dort. Sie beaufsichtigen doch viele Brunnenbaumaßnahmen. Trinken Sie da auch das Wasser daraus?

G.K.: Ja natürlich, wenn ich in ein solches Dorf komme, wird zur Begrüßung eine Schale Wasser gereicht. Die sollte man aus Respekt nicht ausschlagen.

KWK: Und, wie bekömmlich ist das Brunnenwasser?

G.K. (lacht): Es kommt schon mal vor, dass ich am nächsten Tag Durchfall habe. Nicht jedes Dorf hat einen Trinkwasserbrunnen und es kann auch am Essen liegen zu dem ich meistens eingeladen bin.

KWK: Sie riskieren also Ihre Gesundheit für ihre Mission dort?

G.K.: Das schon. Mali ist Malariagebiet. Als Alleinreisende krank zu werden ist auch meine größte Sorge, wo wir gerade von Gefahren gesprochen haben. Das würde außerdem meinen Auftrag gefährden. Also sorge ich entsprechend vor: Prophylaxe gegen Malaria, Impfungen gegen Hepatitis und Typhus und natürlich muss eine gut sortierte Reiseapotheke mit. Bisher bin ich von Malaria oder anderen ernsthaften Erkrankungen verschont geblieben!

KWK: Wie ist das für Sie als Frau dort? Die Rechte der Malierinnen sind nicht mit denen der deutschen Frauen vergleichbar. In den Dorfräten sitzen ausschließlich Männer. Nimmt man Sie willkommen auf?

G.K.: Also, ich genieße dort schon einen Sonderstatus und werde wie ein Ehrengast behandelt. Beim obligatorischen Gastmahl bin ich als einzige Frau in dieser Männerrunde. Die Frauen des Dorfes essen immer separat. Und es fängt keiner zu Essen an, bevor ich nicht den ersten Bissen gemacht habe. Als Ehrengast bekomme ich immer einen Schattenplatz auf einem bequemen Stuhl neben den Männern angeboten. Wenn ich ankomme gibt es einen großen Empfang mit Musik und Tanz, manchmal sogar Salutschüsse, Geschenke werden überreicht. Die Gastfreundschaft ist beeindruckend. Das ganze Dorf ist in Bewegung und in Festtagslaune und die Malierinnen machen sich für dieses Ereignis schick.

KWK: Die Frauen sind also auch eitel?

G.K.: Eitel würde ich nicht sagen. Sie sind stolz und es ist Teil ihrer Würde, an einem besonderen Tag, so gut wie möglich gekleidet zu sein. Die Frauen dort wissen, dass ich auch Fotos mache und sie in Deutschland zeige. Auch wenn sie arm sind wollen nicht ärmlich erscheinen und leihen sich zur Not ein Kleid von Verwandten. Umgekehrt achte ich selbst auch darauf, dass ich nicht in kurzen Hosen oder ärmellosem Top auftrete. In dem Fall könnte ich schon an Respekt verlieren.

KWK: Eine Frage zu den aktuellen Ereignissen in der arabischen Welt. Wie weit bekommt Mali das zu spüren?

G.K.: Das ist schwer zu beurteilen. Vor allem zwischen Libyen und Mali gibt es vielschichtige Verbindungen. Gaddafi tritt in Mali als großer Geldgeber auf. Er hat z.B. den Neubau der malischen Ministerien am Nigerufer und ein neues Krankenhaus finanziert. Einige große Hotels sind in libyscher Hand. Mit dem Sturz Gaddafis wird Mali einen großen Gönner verlieren und als solcher wird er sicherlich von vielen Maliern wahrgenommen. Andererseits hat sich Gaddafi in einem Pakt mit der malischen Regierung 100.000 ha fruchtbarstes Ackerland im Nigerbinnendelta über Jahrzehnte lang "gekauft". Eine solche Praktik des "landgrabbing" ist umstritten und meiner Meinung nach der Nutzen für Mali fraglich, vor allem wenn man an die Folgen für die Kleinbauern denkt, die das Land bisher bewirtschaftet haben.

Außerdem gibt es in Libyen viele Malier, die dort als Arbeitsmigranten beschäftigt oder auf dem Weg nach Europa waren. Wie Schwarzafrikaner in Libyen behandelt werden steht wieder auf einem anderen Blatt. Aber mit dem Bürgerkrieg werden sie nach Mali zurückkehren. Damit fallen auch die Gelder weg, mit denen sie ihre Familien aus der Ferne unterstützt haben. Migration ist in Mali eine verbreitete Strategie gegen die Armut und in Dürreperioden.

KWK: Wie wird Gaddafi in Mali eingeschätzt?

G.K.: Da gehen die Meinungen sicher auseinander. Wie gesagt - die Einen sehen ihn sicher als großen Gönner. Aber ich bin sicher, dass er auch Kritiker hat. Ein Taxifahrer hat mir erzählt, dass das gesamte Mobilfunknetz der Hauptstadt außer Betrieb gesetzt worden war als Gaddafi einen Besuch abgestattet hat. Sein Kommentar dazu war: "Ein Mann, der Macht hat, ist ein Mann, der Angst hat!"

Was Macht betrifft, könnte sich Gaddafi ein Beispiel an der demokratischen Regierungsführung von Mali nehmen. Seit dem Sturz des Diktators Moussa Traoré zu Beginn der 90er Jahre gab es dort nur friedliche Machtwechsel und demokratische Wahlen.

KWK: Letzte Frage: Auf was freuen Sie sich, wenn Sie wieder zurück nach Deutschland fliegen?

G.K.: Auf die gute Luft!! Ich wohne in Deutschland zwar selber in der Großstadt, aber Bamako liegt unter einer Smog-Dunstglocke. Die Luft ist unerträglich - voller Ruß aus Dieselmotoren und Holzkohlefeuern.

Das Gespräch mit Gudrun Kahl führte Robert Engl vom Arbeitskreis Kreuzwirtskeller.

 


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